100 Jahre Hyperinflation und Bargeld bald ade ?
Vortrag von Professor Gerald Mann im Baderhaus Bischofsmais

Infolgedessen gab es in diesen Zeiten eine hohe industrielle Produktion verbunden mit starkem Wirtschaftswachstum. Im Rahmen der Julikrise 1914 verbunden mit steigender Kriegsgefahr wechselten jedoch immer mehr Menschen Bankguthaben in Gold, Silbermünzen und auch Papiergeld, so dass speziell ein großer Gold-Abfluss aus der Reichsbank erfolgte. Ab August 1914 führte dies zu starken Hamsterkäufen und Einstellung des Devisenumtausches. Prof. Mann zitierte den bekannten Satz „Gold gab ich für Eisen“-eine Art „Metallspende“ und Anleihen zur Kriegsfinanzierung, der „Goldanker“ wurde bei der Geldmengenentwicklung aufgehoben. Am Ende des ersten Weltkrieges ist das Deutsche Reich doppelt verschuldet, geschwächt nach innen durch die notwendige Kriegsfinanzierung und nach außen durch die erforderlichen Reparationszahlungen, was zu einer Rezession führte. Von 1914 bis Ende 1923 explodierte die Geldmenge in schwindelerregende Höhen, während des ersten Weltkrieges hat die Mark bereits circa die Hälfte ihres Wertes verloren. Verantwortlich für die Hyperinflation war die exorbitante Ausdehnung der Papiermark-Geldmenge in den ersten Jahren der Weimarer Republik. 1923 konnte Deutschland seine Reparationsverpflichtungen aus dem Versailler Vertrag nicht erfüllen, Frankreich und Belgien besetzten das Ruhrgebiet. Die Reichsregierung ruft zum „Ruhrkampf“ auf , durch eine „heiß laufende“ Notenpresse werden die Staatsausgaben finanziert. Auch das „Papiernotgeld“ bringt keine Lösung, am 20.November 1923 entspricht 1 US-Dollar 4,2 Billionen Mark. Es entstehen dramatische Verhältnisse, unter anderem werden Löhne täglich ausgezahlt, Bauern wollen ihr Getreide nicht verkaufen, Sparguthaben lösen sich in Luft auf, Menschen verarmen. Um die Hyperinflation beenden zu können werden anfangs mehrere Vorschläge diskutiert, der Vorschlag von Karl Helfferich wird angenommen. Die neue Währung wird eine durch Sachwerte gedeckte Rentenmark. Landwirtschaft, Industrie, Gewerbe und Handel verpfänden vier Prozent ihres Besitzes als Grundschuld, dies führt insbesondere unter dem psychologischen Aspekt zu einer hohen Akzeptanz der neuen Währung.

Nach diesem historischen Rückblick beleuchtete Professor Mann die Lehren aus der Vergangenheit für die heutige Zeit. Aktuell habe man keine Hyperinflation. Diese sei auch in naher Zukunft laut Professor Mann sehr unwahrscheinlich, obwohl aktuell die Inflationsraten auf einem nach wie vor relativ hohem Niveau sind. Man müsse die aktuellen Entwicklungen im Auge behalten und fiskal- und geldpolitisch darauf reagieren, um das Wachstum nicht zu gefährden, denn speziell Inflation sei laut Professor Mann durchaus gefährlich, wenn diese länger anhalte. „Inflation ist die Entwertung der menschlichen Lebensleistung und bringt die Leute auf die Palme“.
Im letzten Abschnitt seines Vortrags ging Professor Mann auf die Fragestellung ein, ob das Bargeld bald abgeschafft werden könnte. Offizielle Beweggründe und Argumente hierfür sind insbesondere die Eindämmung von organisierter Kriminalität durch Bargeldverbot, bessere Terrorismusbekämpfung, Verhinderung von Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit und die Vermeidung von Virenverbreitung bei bargeldlosem Bezahlen. Weitere Interessen seitens des Staates und Banken bestünden insbesondere in der Vermeidung von „Bankruns“ in Krisensituationen sowie geringerer Transaktionskosten. Dies untermauerte John Cryan, ehemaliger CEO der Deutschen Bank bereits 2016 im Rahmen eines Zitats: „In zehn Jahren wird Bargeld wahrscheinlich nicht mehr existieren, es ist einfach schrecklich ineffizient“. Gründe für den Erhalt des Bargelds gebe es jedoch auch genügend. Bargeld ist laut Professor Mann gelebter Datenschutz, es schütze vor Negativzinsen und es zwingt das Finanzsystem wegen drohender „Bankruns“ zu mehr Solidarität, außerdem hat Bargeld eine Sicherheitsfunktion in Krisen. Sollte das Bargeld abgeschafft werden würden Finanzdienstleister noch mehr Macht gewinnen und ihre Gewinne erhöhen. „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren“ zitierte Professor Mann den allseits bekannten Benjamin Franklin und plädierte dafür, das Bargeld auch zukünftig nicht gänzlich abzuschaffen. Trotzdem werde wohl bald auch der digitale Euro eingeführt werden, jedoch laut Professor Mann sicher nicht vor 2026. Vorsitzender Franz Hollmayr dankte Professor Mann für den sehr informativen, mit Zahlen, Daten und Fakten untermauerten aber trotzdem launigen Vortrag und überreichte ihm einen Geschenkkorb mit ARBERLAND-Spezialitäten, worüber sich der Professor sehr freute.