Arberlandklinik Chef Schmitz referiert beim Wirtschaftsforum
Gesundheit ganz nah- Arberlandkliniken und Landkreis tun alles für eine gute gegenwärtige und künftige stationäre und ambulante Versorgung

Das Wirtschaftsforum Regen e.V. lud Christian Schmitz, Vorstand der Arberlandkliniken, in die vhs Arberland nach Regen ein, um über das Thema der aktuellen und zukünftigen ambulanten und stationären Gesundheitsversorgung im Landkreis Regen vor dem Hintergrund der anstehenden Krankenhausreform zu sprechen. Zahlreiche Interessierte fanden sich ein, um zu diesem hochspannenden Thema Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Landrat Dr. Ronny Raith unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung und Wichtigkeit einer vollumfassenden Gesundheitsversorgung insbesondere auch unter dem Blickwinkel der Attraktivität des Landkreises für Fachkräfte: „Das Thema ist insbesondere auch für Unternehmen und deren Beschäftigte aus dem Landkreis prioritär, da wirtschaftliches Wachstum und damit einhergehende Prosperität nur durch gute Rahmenbedingungen möglich sind. Gesundheit ist das höchste Gut, dieses zu bewahren benötigt unser aller Kraftanstrengung, optimale Voraussetzungen für eine gute stationäre und ambulante Versorgung im Landkreis Regen anzubieten und auch für die Zukunft zu bewahren.“ Der Landrat lobte Herrn Schmitz ausdrücklich, er sei ein „Kämpfer für die Region“, welcher mit Tatkraft und Engagement unterwegs sei, man könne sich keinen besseren Klinikchef als ihn vorstellen.
In seinem Vortrag stellte Herr Schmitz die Arberlandkliniken Zwiesel und Viechtach detailliert vor. Das selbständige Kommunalunternehmen existiere seit 01.01.2025, nächstes Jahr feiere man 25-jähriges Jubiläum. Man stelle die Grund- und Regelversorgung im Landkreis sicher, beide Häuser haben aktuell mit Tochterunternehmen rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Man biete 332 Betten an beiden Standorten, derzeit rund 14500 stationäre Fälle und jährlich circa 31500 ambulante Fälle. Insgesamt sei man sehr gut aufgestellt, insbesondere auch beim Personal gebe es keine größeren Stellenbesetzungsprobleme und keine Stationsschließungen. Die wirtschaftliche Situation sei trotz vieler strukturell bedingter Finanzierungs – und insbesondere bundespolitisch bedingter Budgetvorgaben und schwierigen Rahmenbedingungen zwar herausfordernd, aber immer noch besser als bei anderen Kliniken in der Region. In Viechtach werde seit 2013 laufend investiert, die derzeitigen Planungen für Investments laufen hier bereits bis 2029 und sind mittelfristig fest eingeplant. In Zwiesel gab es zwischen Mitte der 1980er-Jahre und 2004 die letzte große Krankenhausbaumaßnahme. Zwischenzeitlich sind jedoch insbesondere die Sanitär, Heizungs-, Lüftungs- und Elektrotechnik dort nicht mehr auf aktuellem Stand. Das Projekt Neubau bzw. Teilneubau „Arberlandklinik Zwiesel 2035“ wurde auf ministerialer Ebene wegen der aktuell laufenden Krankenhausreform vorerst gestoppt, wie dies bei sehr vielen Krankenhausbauprojekten in Bayern aktuell der Fall ist, daher werden Investitionen des Landkreises in Hinblick auf den dringlichsten Instandhaltungs- und Erhaltungsaufwand zeitnah nötig, um die Klinik bis zum Abschluss einer zukünftigen geförderten Baumaßnahme auch technisch betriebsfähig zu halten.
Mit einer wie folgt lautenden Karikatur stieg Herr Schmitz in das Hauptthema Klinikreform ein: „Berlin: Bei dem dumpfen Knall im Gesundheitsministerium handelt es sich nicht um einen Terroranschlag! Wohl eher um eine Kostenexplosion im Gesundheitssystem!“ Die Hauptgründe für die Krankenhausreform seien knappe finanzielle Ressourcen bei steigenden Sozialausgaben, einhergehender demographischer Wandel, geforderte Effizienz in der Krankenhausversorgung sowie gewünschte Qualitätssteigerung. Herr Schmitz äußerte sich zur Umsetzung der geplanten Reform sehr kritisch und bemängelte hierbei ausgeprägte „handwerkliche“ Fehler. Insbesondere die von Herrn Lauterbach eingesetzte Expertenkommission haben den Fokus viel zu wenig auf den ländlichen Raum gesetzt und viel mehr die großen Universitätskliniken im Blick. „Mut und Biss hat Herr Lauterbach-jedoch ohne Rücksicht auf Verluste“ so die Interpretation von Herrn Schmitz. Besonders fragwürdig sei laut Herrn Schmitz die Vorstellung von Herrn Lauterbach, ob große Kliniken mit großen Fallzahlen auch immer „sehr gute und großartige Qualität“ liefern würden. Dies sei seiner Meinung nach nicht immer schlüssig, da bei kleinen Häusern oft eine individuellere und persönlichere Betreuung und Behandlung der Patientinnen und Patienten möglich sei und man keine „reine Fallnummer“ sei. Entgegen den versprochenen Entbürokratisierungsabsichten nehmen laut Herrn Schmitz die Bürokratie im Rahmen der geplanten und bereits in Umsetzung befindlichen Reform weiter zu, gute vorhandene Strukturen im ländlichen Raum drohen abgebaut zu werden, die Einführung der Vorhaltefinanzierung wirke bei steigenden Behandlungen wie ein Budgetdeckel. Außerdem würde die Krankenhausreform des Bundes kaum die Versorgungsprozesse ändern. Aus den von der Bundespolitik geschaffenen Vorgaben im Rahmen der Reform ergeben sich für die Arberlandkliniken mehrere zu lösende Fragestellungen und Herausforderungen, unter anderem die Frage, wie mit knappen finanziellen Ressourcen notwendige Investitionen weiterhin in angemessenem Umfang getätigt werden können. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Arberlandkliniken langfristig das notwendige Personal vorhalten könne, um eine zeitlich unbeschränkte Rund -um -Versorgung, 24 Stunden, 7 Tage die Woche mit Mindestausstattung gewährleisten zu können. Bereits jetzt würden alle Möglichkeiten der Effizienzsteigerung ausgeschöpft und Synergieeffekte ausgelotet. Zudem stelle sich die Frage, ob in Zukunft ohne Vernetzung von Leistungsgruppen gewisse Behandlungen insbesondere auch unter Berücksichtigung der Fallzahlen überhaupt noch angeboten werden dürfen. Zu all den genannten Fragestellungen habe man einen engen und sehr guten, vertrauensvollen Draht und Austausch mit den politisch Verantwortlichen im Landkreis Regen, insbesondere zu Herrn Landrat Dr. Ronny Raith, um das Bestmögliche daraus zu machen und die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.
Herr Schmitz skizzierte im Rahmen seines Referats auch die ambulante medizinische Versorgung. Insgesamt habe man im Landkreis derzeit 59 Hausärzte, davon seien bereits 40 % in den Arberlandkliniken tätig gewesen. Dies unterstreiche auch die Bedeutung und Wichtigkeit der Kliniken insbesondere als „Aus- und Weiterbildungsinstanz“ sowie Möglichkeit für Sammlung von Berufserfahrung und dem Erwerb von notwendiger beruflicher Praxis bei individuellen beruflichen Karrierewegen. Auch die Sicherung der ambulanten medizinischen Versorgung sei prioritär und man habe ein besonderes Augenmerk darauf, auch auf die Notfallversorgung. Um die Versorgung sicherzustellen, würde die MVZ Arberland GmbH im Sinne des Landkreises Regen auch mögliche kommunale hausärztliche MVZ etwa durch Gründungsberatung, Management- und Fachberatung in Abstimmung mit der jeweiligen Geschäftsstellenleitung der Gesundheitsregion Plus unterstützen. Das MVZ Arberland soll weiter eine erhebliche Rolle bei der Sicherstellung der fachärztlichen Versorgung im Landkreis Regen darstellen und der Landkreis Regen nutzt das klinikeigene MVZ, um das Marktversagen und Versagen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns in den Fachbereichen Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie, Neurochirurgie, Anästhesie, Neurologie, Psychiatrie, Frauenheilkunde und- Kinder- und Jugendmedizin zu kompensieren. Auch bei der Dermatologie und Urologie engagiert sich die Landkreis-Tochter, um die Versorgung langfristig sicherstellen zu können.
Im Anschluss an seinen Vortrag ging Herr Schmitz noch auf individuelle Fragestellungen der anwesenden Gäste ein und beantwortete diese in gewohnt kompetenter Art und Weise. Der Vorsitzende Franz Hollmayr bedankte sich bei Herrn Schmitz im Namen des Wirtschaftsforums für den hochspannenden und zugleich äußerst interessanten Vortrag und wünschte Herrn Schmitz für die bevorstehenden Aufgaben weiterhin viel Tatkraft und Weitblick bei den zu treffenden Entscheidungen.